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1. Hessische Geschichte - S. 72

1897 - Gießen : Ricker
— 72 — und damit „disses commode" geschehen könne nach einem besondern Unterrichtsplane. „Wan durch Gottes gnad Seine L. so weit gebracht feint), das Sie zum schreiben können angesürt werden, soll der Praeceptor sleissig mitzusehen, daß Sie sich zu einer saubern, förmlichen und deutlichen sehnst, alsobald vom ersten ansang gewöhnen und mit der Zeit je nach und nach verbessern lernen." „Zu erlaugung der Aritkmetic (Rechenkunst), soll man Seiner L. sofern daß Sie vor ausgaug des achten Jars das einmahl eins, und das addiren lernen, behülflich sein. Damit Seine Lbd. auch Liebe zur Musik gewinnen, sollten die demselben zur Aufwartung beigegebenen adeligen Knaben täglich in Instrumental- und Vokalmusik (Gefaug) unterwiesen und diese Übungen in Gegenwart des Prinzen vorgenommen werden, „damit unsers Sohnes L. aus stetigem anhören, einen lüften dergleichen auch zu lernen gewinnen, und nachdem Sie zu einem oder andern instrumento musico inclinirt werett, zu denselben neben der vocali musica angeführt werden möchten." „Zu erhaltuug guter leibsgefuudheit und den zu ermunterung des Verstands, sollen Seiner L. nüzliche exercitia nach geendigter lectionibus gegönnt fein, sonderlich daß Sie nach und nach gelind, und ohne Übereilung im danzen, ballspielen, fpaziren im garten, mit feznng gegossener Kriegsmännlein und was etwa sonst zu paff kombt, sich üben, und ist iedesmahls dahin zu sehen, das es exercitia seyen, welche neben der recreation auch einen nuzen in sich haben, . . . auch das die exercitia corporis (Leibesübungen) nicht zu violenta seyen, oder gar zu bald auf das essen oder gleich vor demselben geschehen." Am Schlüsse des fürstlichen Erziehungsplanes wird noch einmal alles zusammengefaßt, wie weit im einzelnen bis zum 8. Lebensjahre der Prinz gefördert sein müsse. „Und ist diss unser Wunsch, das wen es Gott uns und unserm Sohn gnedig gönnen wollte, Seine L. in ausgang und ersüllung dess achten Jahrs ihres alters mit dem eyfer andächtigen gebetts, uns mit der Wissenschaft der reinen religion, auch Übung tugendlichen lebens ganz eingenommen sein, viel schöne gebettlein, Psalmen, gesäng und sprüchlein viel kistorias auch die vornehmste tilgenden und die denselben opponirte extrema wissen, deutsch, lateinisch und französisch reden, figuraliter mit einsingen, etwas danzen und sich kis feliciter j actis fundamentis (wenn die Grundlagen glücklich sitzen) zu faffung noch ntehrer qualification wie dieselbe der fromme Gott, in noch Vermehrung der jahr weiter bescheren würd, capabel befinden mögen." Diese Erziehungsschrift, welche der Landgraf Georg eigenhändig niedergeschrieben hat, ist gegeben zu „Gießen, Sontags Laetare den 16. Martii, anno Ckristi Sechszehn hundert dreyssig und vier". Nach ähnlichen Anleitungen, die immer, wie schon erwähnt, für je 4 Jahre ausgearbeitet waren, wurden Erziehung und Unterricht des Prinzen im weiteren bestimmt. Um sich zu überzeugen, daß wirklich

2. Hessische Geschichte - S. 83

1897 - Gießen : Ricker
— 83 — der Dichter Wieland wünschte sie zur „Königin von Europa" erheben zu können, der Preußenkönig Friedrich Ii. nannte sie „die Fürstin, welche die Zierde und die Bewunderung des Jahrhunderts bildet". Sie erscheint uns als die pflichtgetreue Gattin, als die liebe Mutter ihrer Kinder, als treue Landesmutter, als Beschützerin der Verfolgten, als Helferin der Bedürftigen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts regierte in Darrnstadt Landgraf Ludwig Viii. Sein Sohn Ludwig erbte von seinem Großvater mütterlicherseits die im Elsaß liegende Hanauer Graffchaft ein Gebiet von 12 Ämtern mit 7 Städten, 4 Marktflecken, 138 Dörfern, 114 Höfen und Mühlen mit einer Gesamtbevölkerung von 70000 Seelen. Der Prinz Ludwig vermählte sich 1741 mit der Prinzessin Karoline von Psalz-Zweibrücken-Birkenfeld und hielt in der gräflich-hanauischeu Residenz Buxweiler seinen Einzug. Prinz Ludwig, welcher eine mächtige Neigung zum Militär besaß, trat in französische Dienste und machte den Feldzug zwischen Frankreich und Österreich in Böhmen unter Marschall Belleisle mit. Nach Beendigung des Krieges schied der Prinz aus dem französischen Dienste aus. Ludwig wünschte, eigenes Militär zu besitzen, und erwählte sich zum Schauplatz seiner militärischen Liebhaberei den kleinen, aus 34 Häusern bestehenden Ort Pirmasens. Das Exerzierhaus, das hier errichtet würde, war so groß, daß mehr als 1000 Mann gleichzeitig exerzieren konnten. Die Stadt war mit Mauern versehen, um etwaige Desertionen der Garnison zu verhüten. Diese war ans Leuten von aller Herren Länder, Ausländern und Deutschen, sogar Zigeunern, zusammengesetzt. Die große Staatsparade, die Kirchenparade, die Ankunft des Geldwagens von Darmftadt, der Zapfenstreich zogen die Bürgerschaft besonders an. Ein glänzendes militärisches Schauspiel, bei dem es von fremden Offizieren und ausländischen Besuchern in Pirmasens wimmelte, bot die Feier des Namensfeftes (25. August) des Prinzen. Prenzlau. Berlin. Um noch mehr seiner Liebhaberei leben zu können, trat der Prinz in den preußischen Dienst und erhielt ein Regiment in Prenzlau. Ex nahm an dem zweiten schlesischen Kriege (1744/45) teil. Das Leben an diesem kleinen Orte bot wenig Abwechselung. Ein Besuch am königlichen Hose in Berlin und der Umgang mit dem geistreichen Könige war für die Prinzessin ein großer Genuß. Ihr Gemahl verehrte den König aufs höchste, wie dieser auch wieder das Prenzlauer Regiment wegen seiner militärischen Pünktlichkeit hochschätzte und besonders lobend auszeichnete. Im Jahre 1757 mußte der Prinz aus Wunsch seines Vaters, des Landgrafen Ludwig Viii., der ein Anhänger Maria Theresias war, den preußischen Dienst verlassen und nach Pirmasens zurückkehren. Schwer war der Prinzessin der Abschied von dem preußischen Hose. In ihren Briefen an die preußische Prinzessin Amalie spricht sie dies aus. Lebhaft nimmt sie an den Siegen „ihres Heros" Anteil. „Ich hatte ein Jahr lang das Glück," schreibt sie, „in der strahlendsten Gesellschaft zu leben, und nun sitze ich am Tische mit Leuten, die in ihrer größten Mehrzahl das Rad und den Stock verdienten." Zu einem dauernden Aufenthalt in Darm- 6*

3. Hessische Geschichte - S. 124

1897 - Gießen : Ricker
— 124 — jenseitigen Ufer von einer Abteilung Franzosen in einer Stärke von 2 Offizieren und 25 Mann Feuer, welche jedoch bald zum Niederlegen der Waffen gezwungen wurden. Eine Aufforderung an die Besatzung des Schlosses, sich zu ergeben, wurde mit einem lebhaften Feuer vom Schlosse aus erwidert. Unter diesen Umständen ließ Hauptmann Scriba eine kleine Abteilung bei der Brücke zurück und stellte den größten Teil seiner Kompagnie am Waldsaume auf. Mittlerweile war Hauptmann Kattrein mit zwei Offizieren und 54 Mann von der 8. Kompagnie bei der Tete der 6. Kompagnie angekommen. Da er hoffte, die Dunkelheit — es war bereits Uhr — würde die Schwäche seiner Abteilung verbergen, ordnete er den Angriff mit gefälltem Bajonett an. Kein Schuß sollte abgegeben werden; alles, was Widerstand leistete, sollte niedergestoßen, der Feind aber durch lautes Hurrahrufen getäuscht werden. Während Kattrein mit seiner kleinen Heldenschar vorging, sollte Scriba die 8. Kompagnie sammeln und folgen. Kattrein stürmt die Brücke trotz lebhaften Feuers des Gegners. Dieser bestürzt, wirst die Waffen weg und eilt nach dem Schloßhofe zurück. Hier herrschte die größte Verwirrung, Geschütz- und Munitionswagen fahren in einander, während die Mannschaften von der Besatzung, durch den unerwarteten Angriff in der Dunkelheit erschreckt, sich anschickten, die Flucht zu ergreifen. Hinter dem Hofe waren 2 Geschütze aufgestellt. Eins derselben wurde erobert, und die Bedienungsmannschaft mit dem Bajonette niedergemacht. Während das andere Geschütz durch die Schloßeinfahrt davonjagen wollte, eilten demselben Lieutnant Neßling, ein Gefreiter und 3 Musketiere nach. Sie fielen den Pferden in die Zügel, stießen die Fahrkanoniere nieder und bemächtigten sich des Geschützes. Außerdem kamen noch 3 Geschütze in die Gewalt der Sieger, während die Begleitmannschaft die Flucht ergriff. Hauptmann Kattrein begab sich nach dem Schlosse zurück, bessert Eingänge er vorher schwach besetzt hatte. Hier übergaben 1 Oberst und 2 Majore ihre Degen und verpflichteten sich, die ins Schloß geflüchtete Mannschaft zum Niederlegen der Waffen zu veranlassen. Die Besatzung des Schlosses, gegen 3000 Mann stark, hatte keinen Widerstand geleistet, sondern war größtenteils unter Wegwerfen der Waffen davongestürmt. Die Eroberung der Brücke, die Wegnahme der Geschütze, die Besetzung des Schlosses hatte sich innerhalb weniger Minuten vollzogen. Als die nachrückende 6. Kompagnie eintraf, war der Widerstand gebrochen. Denselben siel nur der Sicherheitsdienst zu. Es wurden 5 Geschütze, 12 bespannte Munitionswagen nebst 60 Pferden erbeutet; außerdem 1 Oberst, 2 Majore, 8 Kapitäns und Sub-altern-Ossiziere, sowie 210 unverwundete Soldaten gefangen genommen. Diese glänzende Waffenthat war einzig und allein der entschlossenen Führung des Hauptmanns Kattrein und der braven Haltung seiner Mannschaft zu verdanken. Noch am Abend meldete Major Bechstatt, der mit Abteilungen der 8. und 7. Kompagnie im Schlosse eingetroffen war, das Ergebnis des

4. Hessische Geschichte - S. 89

1897 - Gießen : Ricker
— 89 — bireftoren zu empfehlen. Man holte nach, was man seither im Reichsheere versäumt hatte. Als Reichsarmee traten die Truppen der Kreisverbände nach 1757 nicht mehr auf; sie wurden den einzelnen österreichischen Regimentern zugeteilt. Das Kreisregiment Darmstadt wird noch mehrmals rühmend erwähnt, so in dem Treffen bei Torgau am 8. September 1759. Insbesondere hatte sich hier die hessische Artillerie ausgezeichnet. Prinz Stolberg berichtet über das Gefecht an den Landgrafen Ludwig Viii.: „Ew. Liebden geruhen aus dem an hochlöblichen Ober-Rhein-Kreis unterm heutigen Dato abgelassenen Schreiben, so ich in Copia hier anschließe, des Näheren zu ersehen, was sich seit dem 9. huius bei der combinirten Kaiserlichen und der Reichsexecutionsarmee zu getragen, wie derselben Kreis-Regiment sich besonders bei Torgau distinguirt, welchen Verlust dasselbe dabei erlitten und welche Verfügung wegen Anschaffung neuer Zelte, Gerätschaften u. s. w. ich gethan. Jedermann bezeuget indessen, tote dero Regiment in bester Ordnung unter dem andauernden feindlichen Kartätschenfeuer, als durch welches der Feind sich den meisten Vorteil gemacht, gestanden und sich auch in solchem zurückgezogen Hat. Ew. Liebden muß ich dero Regimentsobersten Stutzer wie auch sämtliche Offiziere und Gemeine zu meritirender hohen Gnaden Pflichten halber reeommandiren und contestire Ew. Liebden, daß mir solches zu vielem Vergnügen gereicht. Feldlager bei Wilderuff, 20. September 1759. Carl Prinz zu Stolberg." Noch bleibt das Gefecht bei Kunersdorf in Sachsen am 29. September 1762 zu erwähnen. Der Bericht an den Landgrafen über die Haltung des Regiments lautet: „Ew. Durchlaucht sende ich nebenstehend die Stand- und Diensttabellen von dem verflossenen Monat gewöhnlichermaßen ein und gebe mir die Ehre, dabei zu bemerken, daß sich deroselben löbl. Regiment in der vor etlichen Tagen zu Kunnersdorff vorgefallenen Affaire unter Eommando des Feldmarschalllieutenants Baron von Buttler dergestalt distinguirt und brav gethan hat, daß die dabei gewesenen Generals und Offiziers solches nicht genugsam rühmen können. Es ist mir dieses um so angenehmer zu vernehmen gewesen, da dessen dabei erlittener Verlust sehr gering ist und nur in 2 Blessirten und 1 gefangenen Gemeinen besteht. Carl Prinz zu Stolberg." Nach dem Frieden von Hubertusburg am 21. Februar 1763 kehrte das Kreisregiment zurück und rückte mit seiner Artillerie am 24. März desselben Jahres in seine frühere Garnisonsstadt Gießen ein.

5. Geschichte - S. 85

1898 - Gießen : Roth
Friedrich der Große. 85 Herz immer mehr. Ergrimmt schalt er: „Dieser Querpfeifer und Poet wird mir meine ganze Arbeit verderben!" Die Flucht. Der Zwiespalt zwischen Vater und Sohn wurde immer größer. Deshalb faßte der Kronprinz den Entschluß, zu seinem Oheint, dem König von England, zu fliehen und verabredete einen Plan mit seinen Freunden Keith und v. Katte. Gelegentlich einerreise, die derkönig nach Süddeutschland unternahm, und auf der thu der Kronprinz begleitete, sollte die Flucht ins Werk gesetzt werden. Unglücklicherweise siet dem König ein Bries in die Hände, der alle Einzelheiten des Fluchtplans enthielt. Der Kronprinz wurde ergriffen und als Deserteur aus ein Rheinschiss gebracht. In Wesel wurde er zum erstenmal vor seinen Vater geführt. Die entschiedenen Antworten des Sohnes brachten den Vater in solchen Zorn, daß er ihn durchbohrt haben würde, wenn der General v. Mosel uicht dazwischengetreten wäre. Es wurde ein Kriegsgericht zusammenberufen, das v. Katte zum Tode verurteilte. Auch der Kronprinz sollte mit dem Tode bestraft werden, doch begegnete der König allseitigem Widerspruch. Friedrich wurde deshalb nach Küftrin gebracht und in strenger Haft Friedrich der Erctze. gehalten. Sein Frenitb v. Katte aber wurde vor seinem Gefängnis enthauptet. Versöhnung. Später unterwarf der Kronprinz sich reumütig seinem Vater und bat um Verzeihung. Diese wurde ihm auch gewährt, aber er mußte in Küstrin bleiben und an der dortigen Domänenkammer arbeiten. Das war eine gute Schule für den späteren König. Durch den ernsten Fleiß, den der Kronprinz hier bethätigte. schwand der Groll seines Vaters immer mehr, und bei der Vermählnngsseier seiner Schwester Wilhelmine durste Friedrich vollständig begnadigt nach Berlin zurückkehren. Er heiratete aus den Wunsch seines Vaters eilte Nichte des Kaisers, die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig, die er zwar hochachtete, mit der er aber fein eigentliches Familienleben sührte. Sein Vater schenkte ihm das Schloß Rheinsberg bei Neuruppin. Hier umgab er sich mit einem Kreis vou Gelehrten und Künstlern, in deren Gesellschaft er feine Neigung zu Kunst und Wissenschaft befriedigen konnte. Daneben gab er sich mit Eifer den soldatischen Übungen hin und suchte seinem Vater Ir ende zu machen. Dieser erkannte nun auch den Wert seines Sohnes und sprach aus dem Sterbebette: „Ich sterbe zufrieden, da ich einen solchen Sohn zum Nachfolger habe!" Friedrich als Regent. Das wohlgeübte Heer und den Staatsschatz, den ihm sein Vater hinterlassen hatte, wußte Friedrich wohl zu benutzen. Sein Ziel war, Preußen in die Reihe der europäischen Großmächte zu erheben. Dieses hat er in drei glücklichen Kriegen erreicht, durch die er die Provinz Schlesien gewann und die Einwohnerzahl seines Landes mehr als verdoppelte. Friedrich, der in diesen Kriegen als einen der größten Feldherren sich erwies, zeigte sich nicht weniger groß in den Werken des Friedens. Er nannte sich den ersten Diener des Staates und war unermüdlich thätig. Durch weise Verwaltung, Sparsamkeit, Förderung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe wußte er die Wunden zu Heilert, die der Krieg geschlagen hatte. Trotz feiner Vorliebe für französische Sprache und Sitte war er doch ein echt deutscher Mann und sorgte durch Gründung von Schulen für Hebung der deutschen Volksbildung. Wie er Gerechtigkeit übte und Duldung gegen Andersgläubige bewies, ist bekannt. (Mühle bei Sanssouci.) Durch dies alles erwarb er sich nicht nur die ungeteilte Liebe seines Volkes, sondern auch die Achtung und Bewunderung von ganz Europa. Schon seine Zeitgenossen nannten ihn deshalb Friedrich den Großen, dem Volk im Reich aber, dessen Liebling er geworden war, blieb er der „alte Fritz". Er starb am 17. August 1786 nach 46jähriger Regierung.

6. Bürgerkunde in Lehrproben für den Schulunterricht - S. 92

1909 - Gießen : Roth
92 V. Gewerbefreiheil, Freizügigkeit und Unterstiitzungswohnsttz. 32. Gewerbefreiheit. Mer bat schon einmal das Mort Gewerbefreiheit gehört? Mas hast du dir darunter vorgestellt? Schön, die Erklärung, daß das Ge- werbe frei ist, ist schon ganz gut; wir wollen aber doch näher zusehen, wie das zu verstehen ist. Nennt mir einmal ein paar Bäcker oder Metzger unserer Stadt und sagt, wo sie wohnen! ))n welcher Straße, in weichern Viertel wohnen zienrlich viele? Könnte sich nun da noch ein neuer Bäcker, ein neuer Metzger niederlassen? Müßte es ein hiesiger sein? Mas verstehen wir also urrter Gewerbefreiheit? (Das Recht, daß ein jeder ein Gewerbe treiberr kann, wo er will.) So ganz schrankenlos ist aber die Gewerbefreiheit doch nicht. Rann z. B. jeder, wo er will, eine Mirtschaft eröffnen? Neulich kam doch ein Gesuch um Erlaubnis zum Mirtschaftsbetrieb im Genreinderat zur Verhandlung! Mas ist also zur Eröffnung einer Mirtschaft erfor- derlich? Und wovon wird die Erlaubnis abhängig gemacht? (Erlaubnis — Konzession — der Mrts- oder der vorgesetzten Verwaltungsbehörde, Bedürfnisfrage.) Marum hat man den Mirtshausbetrieb dieser Be- schränkung unterworfen? (Um Verlockung zum Trunk, Gefährdung der Gesundheit und Sittlichkeit zu ücrmciben; die Erlaubnis kann auch zurückgezogen werden, wenn wiederholt grobe Verstöße gegen die Sitt- lichkeit in einer Wirtschaft vorkommen.) Lasse das, was wir bis jetzt festgestellt haben, in 3 oder ^ Sätzen zusammen! Menu jemand in der Nähe unserer Schule ein Sägewerk oder ein Hammerwerk oder eine chemische Fabrik errichten wollte, wäre uns das erwünscht? warum denn nicht? Könnten wir uns dagegen wehren? Gewisse gewerbliche Unternehmungen, die für die Nachbar- schaft oder für das Publikum überhaupt erhebliche Nachteile, Gefahreu oder Belästigungen in: Gefolge haben, bedürfen der Genehmigung der

7. Denkfreund - S. 21

1847 - Giessen : Heyer
Tonlesekunst. 21 die Hanv der weinenden Alten an seine blassen Lippen.) Tausend Dank! — Leb' wohl bis auf's Wiedersehen, —du treue Gefährtin meines Lebens! Kinder! — ihr seid arm, wie euer Vater war; — aber — Gott bat mich nicht verlassen, — er wird auch euch nicht verlassen, — wenn ihr ihn nicht verlaßt. — Weint nicht so sehr um mich; — denn ich fahre auf zu meinem Vater — und zu euerm Vater, — zu meinem Gott und zu euerm Gott. *) — Ich sterbe, — und Gott wird mit euch sein. (Nach einer Pause von etlichen Minuten.) Es wird mir leichter um's Herz. — Gott gibt mir noch ein paar heitere Augenblicke. — Vergebt mir, Kinder, wenn ich sie zu Ermah- nungen anwende, — die euch vielleicht wehe thun. Heinrich, — du bist ein guter Mensch; — aber — du bist jäh- zornig, — und des Menschen Zorn — thut nicht, — was vor Gott recht ist. **) — Denke, — so oft dich der Zorn überwältigen will, — an die letzten Worte — deines Vaters! Christian, — auch du bist gut — und nicht jähzornig: abex — du bist — leichtsinnig.— Der Leichtsinn thut oft mehr Böses, — als der Jähzorn. — Denk' an die ernste Stunde, — welche jetzt deinem Vater schlägt, so oft der Leichtsinn dich anwandelt. Marie, — Herzenstochter, auch von dir kann ich nicht — ohne Ermahnung scheiden. — Du bist weder jähzornig noch leichtsinnig, — aber unzufrieden mit deinem Schicksale. — Das macht dick neidisch gegen deine Mitmenschen, — undankbar gegen Gott — und unglücklich in dir selbst. — Bedenke doch: — Mancher ist arm — bei großem Gut, — und mancher ist reich — bei seiner Armuth. ***) — Die Kinder weinten laut auf und gelobten ihm, seiner letzten Er- mahnungen eingedenk zu sein. Stillschweigend reichte er noch jedem die Hand; er wollte noch einmal reden, aber die Zunge versagte ihm den Dienst. Seine letzten Worte schwebten seinen Kindern bei jeder Versuchung zu ihren herrschenden Fehlern vor. Sie ehrten und ver- pflegten ihre Mutter bis an's Ende und ehren noch heute das Grab ihrer Eltern durch ihre Tugeuden. *) Loh. 20, 17. **) Jac. 1, 20. ***) Sprüche Sal. 13, 7

8. Denkfreund - S. 8

1847 - Giessen : Heyer
8 Tonlesckunst. Commando:) Die Thur besetzt! (Zu der Versammlung:) Wer Miene zum Entwischen macht, ist Arrestant! — Ein Bürger. Wir bleiben alle hier, Herr Lieutenant! Die Un- tersuchung wird uns rechtfertigen, und hier sind zwei wackere Männer aus Ihrer Compagnie, die mögen selbst für uns zeugen! Offizier. Wer sind diese? Einer von ihnen. Die Grenadiere Friedrich und Haupt. Wir sind hier unbewaffnet, als Gäste, bei einem Hochzeittanze. Unsre ungeladnen Kameraden kamen betrunken herein, rissen den Gästen die Tänzerinnen aus der Hand und schleppten sie im Kreise herum. Wir baten sie höflich und inständig, keine Störung zu machen; da zog Grenadier Faust den Säbel gegen mich. Die Bürger fielen ihm in die Hand und wollten ihm das Seitengewehr entwinden. In dem Augen- blick aber zogen auch die drei andern die Säbel, hieben nach den Bürgern, stürzten den Tisch hier mit allem, was darauf stand, über den Haufen, und mich traf, wie Sie sehen, ein Säbelhieb in das Gesicht. Ein Bürger. Und diesen Menschen hier einer auf die Hand. Wären Sie nicht, wie ein Schutzgeist, dazu gekommen, was für Un- glück hätten diese Berauschten noch anrichten können! Einer der Händelmacher. Sollen wir das Seitengewehr unsers Königs von solchen Burschen uns abnehmen lassen? Offizier. Menfch! spricht man so verächtlich von ehrlichen Bür- gern? Gab euch der König das Seitengewehr zu Gewaltthätigkeiten? Gab er es euch, seine Unterthanen damit zu mißhandeln? — Sollten diese nicht einen Frevler, er stecke in Montur oder nicht, entwaffnen dürfen? — Schämt euch, ihr Trunkenbolde! Ein Federfittich gebührt euch anstatt des Säbels, wenn ihr keinen bessern Gebrauch von ihm zu machen wißt! Spart euern Muth auf das Schlachtfeld!--------------- (Zm Begriffe wieder abzugehen) Pfui der ewigen Neckereien zwischen Bürgern und Soldaten! Gegen beide muß strenge Gerechtigkeit Statt finden! Das sollt ihr erfahren, sobald die Untersuchung beendigt ist. — (Zu den Frevlern) Fort in Prison! — Iii. Der schmeichelnde und bittende Ton, zugleich Toll des Mitleids. 7. Die Entdeckung. Fritz. (Zur Thür hereinkommend, auf die Mutter mit einer Traube in der Hand zulaufend) Hier, liebe Mutter, hier bring' ich dir etwas Gutes! Ach, versuche nur einmal, wie süß, wie süß! Mutter. (Traurig) Danke, danke, lieber Fritz! Behalte doch die Traube! Vor allem aber sprich, woher du sie hast.

9. Denkfreund - S. 411b

1847 - Giessen : Heyer
Stylle-re. 411" 8. 82. Der Brief hat: 1) seinen Eingang, 2) den Vortrag oder die Ausführung, und 3) den Schluß. 1. Der Eingang enthält: 3) die Anrede. Diese wird über den Brief gesetzt mit einem Ausrufungszeichen (!) dahinter. Sie richtet sich nach dem Verhältnisse dessen, der den Brief schreibt, zu dem, an welchen er ihn schreibt. Bei vertraulichen Briefen ist sie kurz und einfach. Z. B. lieber Freund, Vater rc., theurer Freund, Vater rc., werthester, ver- ehrter, geliebter, bester, hochgeschätzter Freund, Vater rc. rc*z inbriefen an Höhere gebraucht man gewisse, durch Herkommen festgesetzte Formeln (auch so in 2 Zeilen unter einander geschrieben, wie hier), z. B. Erlauchter Graf, Bei Protestanten; Hochwürdiger, Gnädiger Graf und Herr! Hochzuverehrender Herr Bischof (Prälat, Decan)! Hochwohlgeborner Freiherr, Hochehrwürdiger (b.kath.: Hochwürdiger) Gnädiger Freiherr und Herr! Hochgeehrtester Herr Pfarrer! Hochwohlgeborner, Wohlgeborner, Hochzuverehrenderherr Staatsrath! Hochgeehrtester Herr Doctor! Bei Kathol.: Hochwürdigster, Hochedelgeborner, Gnädiger Herr Bischof! Geehrtester Herr Dachdeckermeister! Bei Geschäftsbriefen setzt man folgendermaßen Anrede und Damm oben hin: z. B. Herrn Wilhelm Meier in Grünstadt. Mosbach den 2. September 1844. (Anfang des Briefes). b) Die Einleitung in den Brief. Sie enthält gewöhnlich die Angabe, der Veranlassung des Briefes. Z. B. Bei freundschaftlichen Briefen: Die angenehmen Nachrichten, welche Du (Sie) mir mitgetheilt rc. Den heutigen Tag darf ich nicht vorüber- gehen lassen, ohne Dich (Sie) zu beglückwünschen rc. In Anstandsbriefen an Höhere z. B. Eure Erlaucht haben mir gnädigst gestattet, daß rc. Eure Wohlgeboren werden nicht ungütig aufnehmen, wenn ich mich in einigen Zeilen an Sie wende rc. Zwischen der Anrede und dem Anfange des Briefes läßt man etwa zwei Finger breit Raum, in ehrerbietigen Briefen noch viel mehr. Man fängt keinen Brief an Fremde mrt „Ich" an, weil dieß für unbescheiden gehalten wird. (Z. B. Ich habe ihren Brief erhalten und erwiedere rc.). 2. Der Vortrag oder die Ausführung ist der Haupttheil des Briefes. Das, was darin mitgetheilt wird, muß verständlich und in richtiger Reihenfolge dargestellt werden. Als Anredewort gebraucht man hier bei vertrauten Personen Du, bei fremdern Sie, bei höher stehenden das der Titulatur entsprechende Prädicat (Ehrenbezeichnung). Z.b. bei Grafen (diestandesherren sind) „Eure Erlaucht;" bei Freiherren, Staatsräthen rc. „Eure Hochwohlgeboren;" bei Professoren, Landrichtern, Assessoren, Doctoren rc. „Ew. Wohlgeboren;" bei Protest. Prälaten, Superin- tendenten, Decanen rc. und bei katholischen Geistlichen überhaupt „Ew. Hochwürden;" bei Protest. Pfarrern „Ew. Hochehrwürden;" bei Protestant. Pfarrvicaren „Ew. Wohlchrwürden;" bei Bürgern, Handwerkern rc. „Ew. Hochedelgeboren," jetzt auch oft „Ew. Wohlgeboren rc."

10. Denkfreund - S. 412a

1847 - Giessen : Heyer
412a Styllehre. Doch wechselt man in dem Briefe mit diesem Prädicate und „Sie" oder bei Höhern „Dieselben" (bei einem Grafen, Freiherrn, Staats- rath re. „Hochdieselben"), „Ihr" oder bei Höhern „Dero" re. 3. Der Schluß richtet sich auch nach dem Verhältnisse des Schrei- benden zu dem Empfänger des Briefes. Freundschaftliche Briefe schließt man mit Wünschen für das Wohlsein des Empfängers, mit Grüßen von Bekannten und Freunden re. Z. B. Mit herzlichen Wünschen für Dich und die Deinigen re. Behalte lieb Deinen :c,. Herzliche Grüße von Haus zu Haus re. Mit unveränderter Liebe rc. Mit herzlichen Grüßen von mir und den Meinigen re. Briefe an Höherstehende schließt man mit der Versicherung von Hoch- achtung und Ergebenheit oder mit der Bitte rrm ferneres Wohlwol- len, fernere Gewogenheit. Z. B. Mit der Versicherung tiefer Ehrerbietung gegen Eure Erlaucht erstirbt rc. Genehmigen Ew. Wohlgeboren die Versicherung der unbegränzten Erge- benheit rc. Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein rc. Mit vollkommenster Hochachtung verbleibe (verharre) ich rc. Briefe an die höchsten Personen (regierende Landesherren) werden mit der Versicherung des Gehorsams und der Unterthänigkeit geschlossen. Ueber die untenhin rechts zu setzende Unterschrift des Namens (gegenüber links wird Ort, Tag und Jahreszahl geschrieben) setzt man noch bei Bekannten: Dich (Sie) liebender, Dich (Sie) herzlich liebender (getreuer) (Voraus geht vorn unter der letzten Zeile des Briefes etwas eingerückt: Dein (Ihr)) rc. bei Fremdern und Höherstehenden nach dem Verhältniß ihres Ranges in folgender Steigerung: ergebener, ergebenster, ganz ergebenster, gehorsamer, gehorsamster, ganz gehorsamster, unterthäniger, unterthänigfter rc. Setzt man zu dem Beiworte noch Diener, als „gehorsamster Diener," „ergeben- ster Diener" rc-, so ist dieß geringer, als wenn das bloße Beiwort dasteht. Bei freundschaftlichen Briefen schreibt man wohl auch Ort und Da- tum ganz zu Anfange oben rechts an den Rand des Briefes, bei Anstandsbriefen immer unter den Brief, links der. Unterschrift ge- genüber. Die Adresse (Aufschrift außen auf den zusammengelegten Brief, an wen er ist) enthält nebenbei ebenfalls den Titel und das demselben entsprechende Prädicat, z. B. Sr. Wohlgcboren, dem Großherzogl. Hess. Hofrath Herrn Dr. Sorg zu Butzbach im Kreise Friedberg, Großherzogthum Hessen. Bei großen Stävten muß man unter dem Stadtnamen auch den Namen der Straße und die Wohnung angeben, z. B. „Wohnhaft Wallstraße Nr. 20." „Wohnhaft bei Schneidermeister Eller hinter der schlimmen Mauer." Merke: Frauen bekommen die Titel und Prävicate ihrer Männer; nur bei den Frauen der Pfarrer, Decane, geistlichen Jnspectoren, Superintendenten schreibt man lieber „Wohlgeboren." 8. 83. Beispiele und Aufgaben. Lieber Vater! (Eingang:) Wie könnte ich heute Deinen, mir so theuern Geburtstag vor- übergehen lassen, ohne Dir an demselben meine herzlichsten Glückwünsche dar-
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